Kissen

Immer ein gutes Thema, um mich zu einem längeren Monolog zu bewegen ist das Thema “Komfortzone” an zu stechen. Kürzlich hab ich mir neue Kissen gekauft. Eins davon kann ich nicht benutzen, weil es zu warm am Kopf wird. Es ist super flauschig, urst gemütlich und wärmt sich so stark auf, dass ich Kopfschmerzen kriege. Und genauso ist das auch mit der Komfortzone.

Karriere

Der folgende Beitrag ist nicht von mir verfasst, sondern lediglich von mir übersetzt. Das Original ‘Career’ von Leo Babauta  auf Zenhabits fand ich grandios und wollte es auch in meiner rein-deutschsprachigen Umkreis teilen können.

Eine 15-jährige schrieb mir und fragte, wie sie herausfindet, was sie mit ihrem Leben machen soll. Sie schrieb:

Als Schülerin der Oberschule werde ich ständig daran erinnert heraus zu finden, was ich mit meinem Leben machen will, welche Karriere ich haben will und so weiter. Ich spüre großen Druck, wenn meine Lehrer und Eltern mir sagen, ich sollte das jetzt heraus finden. Ich bin jung, ich will keine Fehler machen und mir die Zukunft versauen. Ich weiß, was ich mag und was meine Interessen sind, aber wenn ich bezogen darauf über Jobs lese, dann bekomme ich immer das Gefühl ich würde daran keinen Spass haben und ich weiß nicht wieso.

Eine schwierige Sache heraus zu finden: Was will ich in der Zukunft machen?! Nun, ich kann dieser jungen Frau nicht wirklich sagen, was sie machen soll, da ihre Eltern dies möglicherweise nicht sehr mögen. Aber ich kann versuchen zu vermitteln, was ich auf mein Leben zurück blickend gelernt habe und was ich meinen Kindern (Das Älteste sucht mit 21 noch was es will, aber ich habe auch 17- und 16-jährige Jungs und ein 14-jährige Mädchen) mitgeben werde.

Ich würde dies sagen: Continue reading “Karriere”

Mobilitätsgespräche

Habe mich Neulich, als ich im ICE durch Wolfsburg gefahren* bin, mich 4 Stunden mit einem leitenden Angestellten von VW unterhalten. Neben vielen langen Abschweifern kamen wir auch auf das Thema Mobilitätskonzepte der Zukunft.

Eine Aussage fand ich von ihm besonders interessant, nämlich, dass sich Automobilhersteller noch immer vornehmlich als Produzenten und nicht als Mobilitätsanbieter verstehen. Dies ließ ich mir weiter erläutern, Hersteller haben nur ihr Produkt im Sinn, ohne weitere Betrachtung der Nutzungsumstände. Um zum Mobillitätsanbieter zu werden müsse einmal Service Teil des eigenen Geschäftsfeldes werden und eine abgestimmte Verzahnung verschiedener Verkehrsangebote erfolgen. Wenn Automobilkonzerne also Mobilitätsdienstleistungen anbieten, die über die einzelne Karre hinaus gehen und über verschiedene Verkehrsmittel hinweg anbieten, sind sie auf dem richtigen Weg. Carsharing-Angebote und der Ausbau eigener E-Auto-Ladeinfrastruktur bringen die Hersteller langsam auf diesen Weg, aber das neue Selbstverständnis ist noch nicht durchgedrungen.

* Am Anfang der Zugfahrt, als sich mein Gesprächspartner mir vorstellte und sagte, er würde in Wolfsburg aussteigen, hab ich noch gescherzt, dass wir das erstmal sehen wollen. Kurz vor Wolfsburg wunder er sich, warum der Zug kurz vor Wolfsburg noch beschleunigt. Ich hatte viel zu lachen.

Expertengespräche: Zeitformen und Multiversen

Endlich mal wieder ein echtes Expertengespräch zwischen mir und David, wenn auch nur ein Kurzes.

Dahie:
Die Mail war gut formuliert, ich kam leider auch nicht früher dazu und wusste nicht ganz was ich schreiben sollte, du hast aber getroffen was ich gesagt gehabt hätten wollen werden. (BER Futur 3)

David:
Aber das darfst du doch hier gar nicht verwenden, da du ja in dieser Woche nicht im Flieger gewesen werden währest.

Dahie:
Vielleicht wäre ich ja in dieser Woche im Flieger gewesen geworden werden, hätte Flughafen eröffnet worden gewesen werden im Juli.

David:
 Uhh, eine optionale Zukunft, die von der rechtzeitigen Eröffnung des Flughafens abhängig gewesen wäre, ich glaube dafür braucht man Futur 4.

Nebeneinander in der Nichtexistenz

Was nicht erlaubt ist, das muss verboten sein.
Das ist es wahrscheinlich sogar.
Aber wo kein Henker, da kein Richter.

Ich stehe im zweiten Stock einer großen Fabrikhalle einer Brauerei. Es ist hell, die Sonne scheint durch die gebrochenen Scheiben. Es ist leer, der Boden bedenkt vom Glas. Es war eine Brauerei, heute ist es ein Haus, auf einem Gelände an einer viel befahrenen Straße, in diese Einfahrt fährt jedoch seit 20 Jahren niemand mehr. Wen es hier hin zieht, der sucht eine andere Welt und findet sie mit ihren eigenen Normen und Regeln. Machen die Scherben, die verbrannten Autos, die Graffiti und die unnachgiebigen Birken auch den Eindruck in ein Land der Anarchie hinabzusteigen.

Hier ist niemand zufällig. Jeder weiß worauf er sich eingelassen hat und hat sein Ziel. Sei es die große Rückwand, die freien Säle mit der coolen Akustik oder die Tupperdose zwischen dem Altmetall. In den Katakomben kannst du den Isomorph fantasieren, im Turm über der Stadt das einstige Bier besingen und auf dem Boden markieren an welchem gottverlassen Ort du deine Freundin rangenommen hast. Und zwischendurch findest du einen Golfball.

Keine Nachbarn zur Ruhestörung, ein Ort zum Saurauslassen. Zum rücksichtslos sein auf eigenem Risiko. Und doch alleine ist man nicht. Mit Freunden begebe ich mich auf Erkundungstour, getarnt und geleitet durch das Versprechen eines kleinen Schatzes. Wir sind nicht die Einzigen, beinahe wie in der einstigen Abfertigung kommen und gehen die Teams, wir dazwischen. Man hilft sich wenn es passt.

Ich stehe im zweiten Stock einer großen Fabrikhalle einer Brauerei. Wir müssen nach oben, an der großen Wand schaffen 2 Graffiti-Künstler und bereiten in aller Ruhe ihr Werk vor. Sie gucken uns kurz so skeptisch an, wie wir sie. Sie lassen sich nicht stören, wir uns auch nicht. Kurz darauf sind wir ein Stockwerk höher über ihren Köpfen und hangeln uns über die Metalllaufstege der Deckenkonstruktion. Man hört uns reden, die Sprayer philosophieren, wieso Geocacher sich diesen Ort und diesen Aufwand suchen. Eine durchaus berechtigte Frage. Die Sprayer und wir haben hier einen Ort gefunden außerhalb der Sichtweite. Ein Ort der Eigenverantwortung und der Rücksichtnahme. Man mag nicht verstehen, was der andere hier sucht, aber hat er es gefunden und belästigt nicht, so ist jeder zufrieden.

Von harmlosen Photografen, die die inspirierende Szenerie des Verfalls, kreativen Auslass und Zerstörung nutzen, bis pubertierende Mitzwanziger im Testosteronrausch und einer Aversion gegen heile Scheiben zieht dieser Ort alle in einen Bann.
Dieser Ort ist tot, doch sein Schatten ist noch.
Dieser Ort ist nicht erlaubt, er existiert nicht.

Fahrstuhlachterbahn

Neulich bin ich das erste Mal Paternoster gefahren.

Das kam eher spontan, nachdem ich erfuhr, dass in einem der Nebengebäude meiner Hochschule ein solcher ist. Rüber, gesucht und sofort ohne zu zögern rein gegangen. Drin stand ich dann so, kicherte in mich rein, als wenn ich in der Achterbahn säße und auf dem Weg nach oben wäre. Es ging nach oben. Viele haben ja schon spekuliert, was am oberen/unteren Ende eines Paternosters passiert, ich aber kann euch nun die Wahrheitâ„¢ erzählen, wenn ihr denn instantane Desintegration und Rematerialisierung ertragen würdet. Daher lasst mich von einem anderen Fnord erzählen. Auf dem Weg nach oben hing zwischen der vorletzten und letzten Etage ein Warnschild. Klassisch rot auf weiß in bedrohlich aussehenden Lettern.

 Achtung, letzte Möglichkeit auszusteigen! Weiterfahrt ungefährlich!

Ein gefährlich aussehendes Schild, dass dir gleichzeitig rät jetzt sofort auszusteigen und gleichzeitig beschwichtigt, dir keine Sorgen zu machen und weiter zu fahren. Du weißt nicht welcher Aussage du vertrauen solltest und du hast eine Sekunde Zeit ehe das Fenster zum Ausstieg weg ist und du mit deiner Entscheidung einem dubiosen zweideutigen Schild zu vertrauen leben musst.
Ich wagte es, naja und den Rest der Geschichte erwähnte ich ja schon… Desintegration, Remateralisierung etc

Kurz um, ein schöner diskordischer Ansatz. Und wenn ich das nächste Mal Achterbahn fahre suche ich an der höchsten Stelle nach dem Schild:

Kann Spuren von Schwerkraft enthalten.

Versagen eines Wortes

Ging mir beim Frühstück so durch den Kopf, warum sich nie ein deutsches Wort für nicht-mehr-durstig-sein entwickelt und ‘sitt’ nicht durchgesetzt hat. Die Arbeitshypothese die ich entwickelt habe bezieht sich auf einen bedeutungstechnischen Hintergrund, dessen, was man mit einem solchen Wort eigentlich sagen will. Ich bin benutz mal spasseshalber weiter sitt dafür.

Ich habe mir überlegt, dass, der große Unterschied zwischen sitt und satt darin besteht, dass sitt einen binären zustand beschreibt, wogegen satt eine vielzahl von Unterscheidungen zulässt.

Man vergleiche.

Ich bin etwas satt. Ich bin fast satt. Ich bin satt. Ich bin richtig satt.

Wogegen, sitt in gleichen Satzbeispielen wenig sinn ergibt.

 Ich bin etwas sitt. Ich bin fast sitt. Ich bin sitt. Ich bin richtig sitt.

Durst oder dessen gegenteil lässt sich nicht so leicht bemessen wie unser Hungergefühl. Durstig ist man, oder nicht, ergo sitt ist man oder nicht. Fast sitt sein, oder richtig sitt sein erscheinen dadurch bedeutungslos, weil es keine fühlbare Unterscheidung gibt. Sicher mann kann sich übertrinken oder mit Quellbauch durch die Gegend rollen, aber das ist unbabhängig vom eigenen Sittiungsgefühl.

Meine Hypothese ist daher, dass für die Beschreibung des binären Zustands durstig-nicht-durstig kein ausgefeilteres Wort gebraucht wurde, da diese Wort erst bei vertiefender Beschreibung des Zustands nicht-durstig relevant geworden wäre. Bei nicht-mehr-hungrig gibt es dagegen die Möglichkeit und das Bedürfnis diese Zustandsunterscheidungen ausdrücken zu wollen, wodurch sich das Wort ‘satt’ ganz natürlich ausgeprägt hat.

Prost!

Grenzen

Ich bin ein Fan von Karten und auf Karten eingezeichnet sind Grenzen. Grenzen sind eine Idee und will man sie sich mal konkret angucken, dann ist das gar nicht mehr so leicht. Grenzen kennen keine Wahrheit.

Ich bin sehr glücklich in Europa zu einer Zeit in Europa wo Grenzen fallen und zu unseren direkten Nachbarn bereits gefallen sind. Ich erachte die Vorzüge durch das Schengenabkommen als eine der geilsten Sachen die uns Europa auf die eine oder andere Art gegeben hat.

Ich kann mit Nationalstaaten nicht viel anfangen. Sie sind gut um Gegenden einen Namen zu geben, aber ein wir und die da find ich absurd. Dennoch zähle ich Länderpunkte.

Ich habe in Luxemburg gelebt wo es zu jeder Grenze eine halbe Stunde mit dem Auto ist und man unbemerkt das Land verlässt. Man merkt es nur durch die anderen Straßenschilder und die Farbe der Fahrbahnmarkierung. Schengen ist 30min mit dem Auto von Ville de Luxemburg entfernt. Meinen Tagestrip blieb ich leider schuldig – auf der Mosel gibt es auf dem Schwimmenden Dreiländereck einen Geocache.

Diesen Sommer war ich wieder bei Bekannten in Sachsen. Die kleine Stadt liegt direkt am Tscheschischen Nordkap, das ist der nördlichste Punkt Tschechiens und auch dort war etwas versteckt. Bei der Suche dabei waren die Kinder meiner Schwester, die 12 Jahre jünger sind als ich. Beim Weg durch den Wald ging es lustig auf der Grenze lang und es war meist kaum ersichtlich auf welcher Seite du gerade warst. Das brachte mich ins Grübeln.

Meine Kindheit waren die Neunziger. Als Kind des Ostens hatten meine Eltern mit der Wende schon eine große Umstellung hinter sich und mit dem rasanten Änderungen in Europa gab es viel Neues zu lernen. Einige Dingen brannten sich auch bei mir als Kind ein. So die Angst vor dem Grenzübergang. “Gerade sitzen, kämm dich nochmal, nicht reden.” wurde ich glatt gezupft bevor es für einen Urlaub Richtung Grenzposten ging und alle im Auto steif saßen in der Hoffnung das alles glatt ging. Das war längst zu einer Zeit da PKW-Kontrollen Ausnahmen waren und meine Eltern im Leben nicht auf die Idee kämen irgendwas im Kofferraum zu halten. 15 Jahre später kann ich über die gleichen Straßen fahren und muss mir keine Gedanken machen. Freiheit. Auch wenn ich nun als Erwachsener die offenen Grenzen genießen kann, so kann ich mich an die Situation damals noch Grenzen zu haben damals.

So stapfte ich durch den Wald und der Gedanke festigte sich, dass die Kinder meiner Schwester in dem Alter sind, in dem ich damals war und nicht mehr lernen was Grenzen sind. Grenzen sind für sie wirklich nur noch die abstrakten willkürlichen Linien auf einer Landkarte, die nichts mit dem zu tun haben was man Vorort findet. Grenzen sind nicht da. Das Verschwinden von Grenzen ist für die Generation ab 2000 kein Prozess, sondern fertige Realität, es ist normal. Diese Generation wächst ohne Grenzen auf und durch das Lernen von Sprachen, Reisen und Internet ist das Potential für neue Gedanken da, für neue Ideen. Ich werde genau hinhorchen und fasziniert zuhören, welche Ideen das mal sein werden.

Gern gemachte Fehler

Ich weiß nicht ob es eine Allergie ist, aber auf Orangensaft reagiere ich allergisch. Mein Gaumen zieht sich zusammen und ich beginne um die Augen zu schwitzen. Es schmeckt pelzig. Ich bereue es jedes Mal sofort und jedes mal aufs Neue. Es ist ein Fehler den ich regelmäßig begehe. Laß es die kindliche Konditionierung durch zu viel Valensina-Werbespots sein, aber ich krieg manchmal einfach einen Jieper darauf und wenn ich irgendwo Orangen oder Orangensaft sehe ist der Wunsch größer als die Vernunft, die defakto in dem Moment wie weg geblasen ist.

Saft! Jetzt!

Ich setze zum Trinken an, nehme den ersten Schluck. Dann die Ernüchterung.

Es gab eine Ausnahme: Auf einer Reise durch Marokko gab es die schöne Tradition jeden Tag mit frisch gepresstem Orangensaft zu begießen. Was in Deutschland 2,50€ kostet gibt es dort für 40ct Einheitspreis frisch gekühlt und frisch gepresst aus der Frucht. Es ist eine kleine Wonne an einem warmen Abend; ich habe es nie bereut und sehe mich regelmäßig diesen Saft zurück.
Zurück in Deutschland bekam ich dann wieder Orangensaftsimulat vorgesetzt, während sich die Leute um mich herum die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie ich in Marokko hätte sowas trinken können. Indest schnürt es mir die Kehle zu.

Gedanken aus Marokko Teil 2

Messunschärfe
In den Medinas der Stadt bist du ein Fremdkörper. Mit deiner Kleidung, deinen Blicken, deiner Art. Du willst gucken, aber deine Blicke reflektieren. Du wirst vom Betrachter zum Betrachteten. Du schneidest ein.


Kein Chamälion, deine Herkunft verrät dich.
Fremdschämen, die Deutsche Touristin am Nachbartisch mit blanken Knien, schulterfrei und Sonnenbrand


Um es nett zu sagen ist es ungewohnt. In den Souks Marrakeschs erhälst du ein unbekanntes Maß an Aufmerksamkeit. Händler rasseln als Werbung für ihren Stand, Quatschen dich quer an, geben dir ungewollt Richtungshilfe, die du weder willst, noch brauchst und im Zweifelsfall eher verwirrt. Manche Wenige bleiben an deinen Hacken kleben oder versuchen dich zu fest zu halten. Hier wird es wirklich unangenehm.
Es ist Meatspace-Spam.
Jeder Reisende mit dem ich Sprach ist davon genervt. Die Werbung zielt auch nur auf Touristen und ich bin geneigt zu fragen, ob so mehr Leute verschreckt werden als effektive zu Kunden zum Geschäft überredet werden. Anscheinend muss es sich ja lohnen lauter zu schreien.


Zooombies!


Von seinem Stand in den Souks aus versucht sich jemand Aufmerksamkeit zu machen. “Excuse-moi! Excuse-moi!” – Entschuldigen sie mich, entschuldigen sie mich!
Hier entschuldigt sich jemand für das Stören bedingt durch seine Entschuldigung. Ich denk ok und ignoriere es.


Mäuschen. in einem Cafe zwar die einzigen Touristen – meine Begleitung die einzige Frau – sind aber von den Einheimischen fast gänzlich unbeachtet. Man geht seines Lebens nach, isst trinkt, diskutiert. Der Lautstärkepegel steigt. Neben dem Tee steht Wasser und arabisch beschriftete Coca-Cola.


Du gehst einen Weg im Dorf entlang und begegnest Einheimischen.

“Assama alaikum”
“Wa alaikomo salam”
“Bon jour, Çava?”
“Çava bien, merci”

Eine freundliche Begegnung, ein kurzes Gespräch hinweg über 3 Sprachen: eine Einladung. Er erzählt von der Gegend, während er dich zu sich nach Hause lädt. Sein Zuhause eine einfache Lehmhütte, wohl gekühlt in der Wüste, halb in den Stein geschlagen. Rechts der Eselstall, daneben die Ziegen, eine mitgenommene Tür führt über eine unbeleuchtete krumme Treppe in die Küche. Im Innenhof spielen die Kinder und werden kurz vorgestellt, nur von weitem begrüsst die Frau kurz. Du wirst geleitet in einen langen Seitenraum, mit Teppich und Kissen ausgelegt, dazwischen ein Teetischchen. Die kargen verputzten Wände verziehrt durch einen schiefen verlaufenen Streifen Farbe – an der Decke Stuck aus einem Berliner Altbau in Zweitverwendung. Tee vom Kocher, dazu ein Brotfladen, Olivenöl zum Dippen. Du sitzt in kleiner Runde redest, schweigst, die Gedanken rasen. Ehrfurcht, Respekt, Fazination. Die Situation erscheint absurd, das jedes Gefühl weicht Dankbarkeit der zukommenden Gastfreundschaft. Eine andere Welt reicht dir die Hand.

“Besalam”
“Shokran”

Außerhalb jeglicher Zeitwahrnehmung verlässt du die Szene überwältigt und zutiefst beeindruckt über deinen ersten echten Berber-Whisky.


Du betrachtest nicht, du hast Anteil.

Arab Spring

Manchmal brauch es die richtige Motivation um sich mit Themen zu beschäftigen. So interessant der Islam, der Nahe-Osten und Nordafrika(Maghreb) auch sein mögen, wenn man keinen Bezugspunkt hat, dann kann ich Dinge sehr lange ausblenden. Zur selben Zeit, als in Tunesien gerade der erste in einer Reihe von Despoten geflüchtet ist, entschied es sich, dass ich Ende März eine Reise nach Marokko machen würde. Seit dem 26. Januar verfolge ich nun recht ausgiebig die Entwicklungen im Meghreb und speziell in Marokko. Ich bin kein Experte, ich habe weder sonderliche Erfahrung noch ergiebige Vorbildung, versuche aber doch meine Eindrücke, die ich in den letzten 4 Wochen gesammelt habe, zusammen zu bringen.
Ich hab viel gelesen und werde versuchen einige meiner Quellen auch wieder in den Text zu bringen, praktisch ergibt sich aber die Schwierigkeit, dass ich nicht alle behalten habe und die Aussagen einiger Quellen erst Wochen später in einem anderen Kontext Sinn ergaben. Ich hoffe die Aha-Effekte rüberbringen zu können. Kommentare, Kritik und Korrekturen sind in den Kommentaren sehr willkommen. Continue reading “Arab Spring”

Mehr Öl ins Feuer

Kürzlich zu Silvester saß ich mit my-fellow-geeks zusammen und wir kamen auf die Diskussion, ob wohl Geeks die einzige Subkultur seien, die sich so gern reflektiert über sich selbst unterhält und zelebriert. Wir guckten in die Runde, bejahten und aßen weiter Fondue.

Ich bin ja gern Geek und einzig die Frage ob ich nicht eher Nerd bin lässt mich manchmal Zweifeln. Das Grundproblem besteht dabei in der Vielzahl an Definitionen beider Begriffe. Würde mein eine Diskussion darüber anfangen, wäre die erste Stunde bereits damit verbracht einen Konsens über die existierenden Definitionen zu schaffen, bevor man überhaupt eine eigene Aufbauen könnte. Egal ob Software-vs-Technik, Everybody-is-a-geek,Mit-oder-Ohne-Social-Skills oder Mit-Oder-Ohne-Mac, die Definition ist alles und da fand ich eine weitere die neues Öl ins Feuer gießt und ein für alle Mal diese Woche klären wird, dass ich ein Geek bin: Geeks and Nerds

FutureMe

Wenn ich über das Jahr Dinge finde, die ich mir merken will weil ich sie lustig finde und denke “hach das is was für den Dezember!” dann schreib ich mir über FutureMe.org gerne selber eMails in die Zukunft. Dabei kamen bisher 2 Probleme zum tragen.

1. Dieses Mistinternet ist nicht verlässlich und viele Links gehen schon ein halbes Jahr später nicht mehr. Von Youtube will ich gar nicht reden…

2. Ich versteh mein Ich in der Vergangenheit nicht. Dessen Humor muss ja abartig und seltsam sein, wenn ich mir so angucke, was der mir so schickt…

Dies zeigt schon im Kleinen warum Zeitreisen eine schlechte Idee sind.

Aber manchmal schickt er mir auch gutes Zeug: Frohe Weihnacht

Zu eng

Ich hatte nie die größte Statur und als Kind war ich in der Klasse immer der Kleine. Ich hatte Hoffnung noch zu wachsen und das tat ich. Auch mit 19 hatte ich zwar einerseits Abitur und inzwischen die gefühlte Berliner Durschschnittsgröße erreicht, so verkündete ich scherzeshalber aber trotzdem, dass ich ja noch wachse und benutzt dies als ernstgemeinte Begründung dafür doch noch das letzte Dessert zu bekommen.

Inzwischen ist das eine halbe Dekade her und stelle immer mal wieder mit erschrecken fest, dass meine Kleidung von damals geschrumpft ist, auch mein Abi-Anzug nicht mehr passt und diverse alte Jeans Hochwasser haben.  Da ich bis heute weder an Körperumfang zugenommen habe, noch an kleidungsschrumpfende Trolle glaube, bleibt mir nur ein logischer Schluss. Ich sage auch weiterhin, ich sei noch im Wachstum und nehme mir wieder das letzte Dessert…

Wer brachte Erwin Schrödinger um?

Solange ich nicht nachschlage ob Erwin Schrödinger noch lebt befindet er sich in einem undefinierten Zustand zwischen noch am Leben und schon tot. Dieser löst sich erst auf sobald ich oder jemand anderes nachlese. Da bereits jemand nachgeguckt hat, ergibt sich eine von beiden Möglichkeiten und die Frage kommt auf “Wer brachte Erwin Schrödinger um?”

Die MSISDN

In der Informatik und besonders wenn es um Datenschutz geht versuche ich mit offenen Ohren durch die Welt zu gehen. Die technischen Möglichkeiten heutzutage Benutzerdaten auszuwerten sind leicht zu unterschätzen und das Missbrauchspotential schnell erschütternd. Gerade spezielle, technische Lösungen zeigen, einfach Erhebung, Auswertung, Weitergabe und Remix der Daten ist.

Ich arbeite seit einigen Monaten in einer Firma in der ich mich mit Web-Entwicklung für Mobiltelefone beschäftige. Dabei konnte ich lernen was die MSIDSN ist. Da ich im Zuge einiger Webrecherche wenig zu dem Thema fand will ich hier kurz was dazu schreiben. Dank an dieser Stelle an Leo, durch seine Reccherche noch gut weiterhelfen konnte.

Konkret wurde ich kürzlich vor die Aufgabe gestellt für einen mobiles Webkatalog Möglichkeiten zu recherchieren, wie von einem mobilen Webseitenbesucher die Handy-Nummer ausgelesen werden kann. Dies sollte den Registrierprozess für das Portal auf Handys vereinfachen. Eigentlich sollte man sich hier schon an den Kopf fassen, dass überhaupt die Möglichkeit in Betracht gezogen wird automatisiert diese Verkehrsdaten abzufragen. Ich meine man stelle es sich vor, man schaltet eine einfache Webseite und von jedem Besucher der sie über ein Mobiltelefon besucht wird die Mobilfunknummer in einer Datenbank gesammelt. Zwar nicht identifiert und signiert, aber immerhin echt und korrekt. Perfekt um sie einfach mal an Werbespammer weiter zuleiten.
Ich war nicht sehr begeistert auf die Aussicht so eine Technik – so vorhanden – zu benutzen, begann aber meine Recherche.

Das Stichwort unter dem das ganze läuft ist “MSISDN”, der Mobile Station ISDN Number.
Jeder mobile Besucher, der eine Webseite laden will, sendet vom Browser einen HTTP-Request ab, der beschreibt, welche Webseite vom Server zurück geliefert werden soll. Kurz gesagt geht es bei der MSISDN nun darum diesen HTTP-Request des mobilen Browsers zu analysieren und zu gucken, ob die MSISDN im Request mitgegeben wird. Die MSIDSN wird nicht vom Browser in den Request geschrieben, der weiß selber nicht auf welchem Gerät, mit welcher Nummer er ist. Die MSIDSN wird auf dem Weg zu Server vom Provider eingefügt. Der vom Browser abgesetzte Request wird über ein Mobilfunkprotokoll (UMTS/3G, GRPS etc) übertragen und vom Mobilfunkprovider über Gateways ins Internet geleitet. An diesen Gateways wird die MSISDN-Nummer zugeordnet, von der der Request abgesetzt wurde.
Auf Serverseite kann der HTTP-Request einfach ausgewertet und die darin enthaltenen Daten (ie die Handynummer) gelesen werden. Hier ist die einzige Frage unter welchem Schlüsselwort die MSIDSN zu finden ist. Dies kann sich je nach Provider unterscheiden, in den Yellow-Pages für mobile HTTP-Requests kann man dies jedoch nachschlagen.

Also prinzipiell gibt es diese Technik und es ist sehr verwunderlich, dass sie außerhalb von Mobiltechnologiekreisen nicht weiter bekannt ist.
Die gute Nachricht ist, dass zumindest in Deutschland die Provider die MSISDN nicht mitschicken. Das oben beschriebene Szenario des automatischen Auslesens ist also zunächst nicht möglich.
Die schlechte Nachricht ist, dass die Technik trotzdem existiert und vorallem, dass Provider Zugriff auf diese Daten vermarkten.

Ich könnte nun als beliebter Handy-Abo-Verramscher an die Mobilfunkprovider herantreten, mit Geld wedeln und meine Webseite für die weitergabe der MSISDN freischalten lassen. Ich würde damit von allen Besuchern, die über diesen Provider kommen die Handynummer an meinem Portal geschickt bekommen und schön mitspeichern können.

Dies alles natürlich ohne, dass der Nutzer etwas davon mitbekommt und ohne, dass er es abschalten kann.
Schöne neue Mobilfunkwelt.

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Sitze in einem Imbiss am Hauptbahnhof mit Blick auf das Regierungsviertel. In der Scheibe reflektiert sich Leuchtreklame, so dass es ausschaut als wäre das Kanzleramt von Coca Cola gesponsert.

Jemand hört mit

Jemand hòrt mit. Ich lausche, höre aber neben meiner eigenen Stimme niemanden in meinem Kopf. Und doch habe ich das Gefùh jemand hört mit. Ich sitze kurz vor meinem Gate in der Flughafenhalle und warte, das uns jemand ins Flugzeug lässt. Wir, das sind ein Haufen deutscher Passagiere auf dem Flughafen. Der Fughafen ist am Rande von Madrid und dort bin ich bei der Rückreise aus dem Fallas verbrannten Valencia.

Ich hatte zwar irgendwann Spanisch gelernt, jedoch lag mein sprachlicher Höhepunkt schon lange hinter mir, aber wozu gibt es die Betriebssprache Englisch und einen Gastgeber der das eine, wie das andere beherrscht und zum Ãœbersetzen verdonnert werden kann. So verbrachte ich meine Tage, verstand wahlweise nur Spanisch und Bahnhof, dachte, träumte und kommentierte auf Englisch und hielt mich sonst von jedwedem Deutsch so fern wie möglich. Im Herze Vaterlandsverräter und kein Wort kein Wort im Munde.

Nun sitze ich in Madrid und muss mich wieder an den Klang der Muttersprache gewöhnen. Es waren ja nur 6 Tage, aber doch kommt es mir vor als könne plötzlich jeder meine Gedanken lesen. Gleichzeitig lenken mich die belanglosen Gespräche ab. Zuviele Stimmen im Kopf. Ich setz mich zum Warten woanders hin.

Don’t play

In my last semester I attended a course on Business Ethics. Among several topics was the discussion of Shareholder vs Stakeholder value in companies. We had Andreas Hägele as a guest lecturer who gave a talk summarizing why the current system of Stock exchange fails with ethical and moral considerations. His talk was full of throwing numbers, but personally I finally realized, why companies have to ignore ethics to conduct business and why the Stock exchange has no room for these considerations. Based on this realization I wrote a paper for the course, in which I elaborate the reasons in a bit simpler language and setting them in context. You can download the PDF or go ahead reading below. Enjoy! Continue reading “Don’t play”