Endoskop

Hinter meiner Spüle trat Wasser aus.
Da, das dahin klettern eher beschwerlich ist und ich mir einen Blick der Lage vorab verschaffen wollte hab ich einige Geräte zusammengeschaltet, was in einem Living-the-future-Moment mündete.

Ich hab einen Google-Hangout-Videochat auf dem Rechner angeworfen und mein Nexus7-Tablet und mein Nexus-Phone eingeladen. Das Phone wurde der Kamerakopf, auf dem Tablet konnte ich bequem das Videobild verfolgen.
Out of body experience!

Google Hangout lief, aber es war nicht wirklich flüssig genug. Ich machte mich daher auf die Suche nach Kamera-Streaming-Lösungen, die im lokalen Netzwerk bleiben und damit weniger Bandbreite-Probleme haben.
Es gibt einige Kamera-Streaming Apps, die die ich getestet habe, waren leider keine große Verbesserung, der Feed hat teils zu große Delays und den Videostream dann nicht nur auf dem Rechner, sondern auch auf dem Tablet flüssig zu bekommen, war nicht so einfach wie mal eben Hangout anzuwerfen. Schon ne geile Software!

Wenn ich jetzt mein Smartphone am Stück verschlucke und der WLAN-Empfang gut genug ist könnte ich es als Endoskop benutzen. 8)

Und an der Spüle war nur eine Schraube fest zu drehen.

Ideenwerkstatt Filterbubble

Im Rahmen meines Engagements für die lokalen Piraten in Treptow-Köpenick war ich vor kurzem bei der Ideenwerkstatt des Kungerkiezinitiative eV. Es sollte bei Vorträgen, einem Kamingespräch und Tischdiskussionen um neue Formen der Bürgerbeteilligung diskutiert werden. Die Veranstaltung war SPD-nah, aber für jeden offen, daher gesellte ich mich dazu. Es wurde ein langer Nachmittag.

Ich gehörte mit 27 zu den Jüngsten und wurde nur von einem JuSo noch unterboten. insgesamt waren etwa 40-50 Leute vor Ort.
Es ging los mit einem Vortrag, in dem der Begriff und die Bedeutung von Bürgerbeteiligung herausgestellt werden sollten. Es erschien aber eher als Versuch, das Wort “Beteiligung” möglichst oft in einem Satz unter zu bringen. Anschließend wurde zu Tisch geladen, jeder Tisch mit einem Thema, zu dem in moderierter Diskussion Stichpunkte aufgenommen wurden. Neben “Bürgerbeteiligung vor Ort”, “Beteiligung von Senioren und Behinderten” und Integration im Bezirk, gab es das Thema “Politische Beteiligung von Jugendlichen”, zu dem ich mich gesetzt habe. Mehr aus Neugier, als aus Sachkenntnis.

Ich habe eine Filterbubble.
Meine Filterbubble wirkt sehr gut, hilft mir irrelevanten Schwachsinn auszublenden und gibt mir auch im Piratenumfeld das Gefühl auf der richtigen Seite zu stehen. Auf der anderen Seite muss ich anerkennen, dass meine Filterbubble dafür sorgt, dass ich einige Themen gar nicht mitbekommen, Argumente nicht anerkenne oder verstehe. Aus dieser Blase heraus zu kommen ist mitunter ein großer Aufwand, noch viel größer die Filterbubble anderer Menschen zu erfahren und zu begreifen.

Die Diskussion am Tisch war schwer zu ertragen.
Neben mir, dem JuSo, war noch jemand vom Bezirksamt, 2 Betreiber von örtlichen Jugendclubs und eine Moderatorin von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Laufe der Diskussion wurde sehr offensichtlich, wie Diskussionsbeiträge von Personen bevorzugt wurden, die im Themenfeld arbeiten. Fragen und Anmerkungen von Leuten, die nicht an entsprechender Position teil der Thematik sind wurden sehr kurz weggewischt und nicht weiter behandelt. Dadurch war das Gespräch nie auf Augenhöhe und auch gute Ideen von Menschen, die nicht täglich mit der Frage konfrontiert sind “wie man mehr Jugendliche für politische Arbeit begeistern kann”, hatten keine Chance im Ansatz diskutiert zu werden oder da heraus Themen/Gedanken entstehen zu lassen. Die Moderatorin machte den Eindruck sehr genau zu wissen auf welche Aussagen sie gewartet hat und entsprechend auch nur diese auf zu schreiben.
Nachdem ich mehrmals abgebügelt wurde habe ich mich zurück gelehnt und beobachtet.

Man kann mir vorwerfen, ich hätte mich stärker einbringen können und auch piratenbezogene Antworten auf die gestellten Fragen liefern können.
Ich habe das nicht gemacht. Ich hatte im weiteren Verlauf nicht, das Gefühl, dass hier wirklich nach etwas Neuem gesucht wurde, sondern dass sich bekannte Akteure bekannte Allgemeinposten entgegnen.
Ich zog mich daher zurück und beobachtete die Diskussion als solches, im Ziel zu Ergründen, was für eine Erwartung herrscht und was für ein Menschen-/Realtiätsbild bei den Gesprächsteilnehmern vorliegt.
Mit anderen Worten ich begann ihre Filterbubble zu analysieren.

Der Nachmittag hätte für viele Teilnehmer erhellend sein können. Ich hätte mit einer Vorstellung von Liquid Democracy ein Thema in den Raum werfen können, das viele der bekannten und diskutierten Beteiligungskonzepte auf den Kopf stellt. Ich hätte, hab ich aber nicht. Stattdessen wurde der Nachmittag nur für mich sehr erkenntnisfördernd.

Nachdem sich unausgesprochen geeinigt wurde, dass die Diskussion nicht nur über Jugendliche, sondern über Beteiligung allgemein gehen sollte, konnte man mitverfolgen, wie die existierenden Konzepte neu aufgewärmt werden. Bürgerinitiativen, Kiezinitiativen, Bürgerbegehren, Bürgerhäuser, Kiezversammlungen, yadda-yadda-yeah. Wichtig war irgendwann das Eingeständnis in der Diskussion, dass die BVV-Politiker oder das Bezirksamt, am Ende des Tages eigentlich keine Ahnung haben, was der einzelne unorganisierte Bürger will. Gesehen wird nur wer sich organisiert, wer sich zusammenrottet, wer laut wird.

Dies war der Punkt, an dem ich den Zweck von Partei-externen Bezirksliquids begriffen habe.
Ich verstehe Liquid Feedback in diesem Zusammenhang als Werkzeug zur Meinungsfeststellung, nicht als Beschlusswerkzeug. Als einen Zugang jedes Einzelnen Ideen in einem formalen System einfließen lassen zu können. Als eine Chance der Politik Fragen über Strategien und Ziele in einem definierten Rahmen an jeden Bürger stellen zu können.
Hier ist die Chance, die Projekte wie Liquid Friesland ergreifen.

Bei der Vorstellung der Diskussionsergebnisse alle Tische wird an jemandem vom Bezirksamt die Frage gerichtet, ob nicht über das Internet mehr Bürgernähe hergestellt werden könnte. Seine Antwort war, er sähe dafür keine Notwendigkeit, weil “Das Internet ist nicht zuverlässiger!”

Am Ende dieser Diskussion bin ich gegangen. Ich bin ja sicher, das es alles schlaue Menschen dort waren, aber mir hat es gezeigt wie alte Denkweisen, keine neuen Gedanken schaffen. Wie ihre Filterbubble verhindert Ideen außerhalb der Blase wahrzunehmen und einen Rahmen zu schaffen in dem diese auch vorurteilsfrei diskutiert werden können.

Silence

Silence is quite loud. The more you realize it, the more it captures you and doesn’t let go. Silence is a break, a pause. Silence ends.

Silence is comfort and awkwardness. Doubt and trust. Knowing or not. Moments. Beating.

Silence is luxury. Relaxation. Decceleration. Silence is the first to go. Silence is not appreciated.

Expertengespräche: Zeitformen und Multiversen

Endlich mal wieder ein echtes Expertengespräch zwischen mir und David, wenn auch nur ein Kurzes.

Dahie:
Die Mail war gut formuliert, ich kam leider auch nicht früher dazu und wusste nicht ganz was ich schreiben sollte, du hast aber getroffen was ich gesagt gehabt hätten wollen werden. (BER Futur 3)

David:
Aber das darfst du doch hier gar nicht verwenden, da du ja in dieser Woche nicht im Flieger gewesen werden währest.

Dahie:
Vielleicht wäre ich ja in dieser Woche im Flieger gewesen geworden werden, hätte Flughafen eröffnet worden gewesen werden im Juli.

David:
 Uhh, eine optionale Zukunft, die von der rechtzeitigen Eröffnung des Flughafens abhängig gewesen wäre, ich glaube dafür braucht man Futur 4.

Nebeneinander in der Nichtexistenz

Was nicht erlaubt ist, das muss verboten sein.
Das ist es wahrscheinlich sogar.
Aber wo kein Henker, da kein Richter.

Ich stehe im zweiten Stock einer großen Fabrikhalle einer Brauerei. Es ist hell, die Sonne scheint durch die gebrochenen Scheiben. Es ist leer, der Boden bedenkt vom Glas. Es war eine Brauerei, heute ist es ein Haus, auf einem Gelände an einer viel befahrenen Straße, in diese Einfahrt fährt jedoch seit 20 Jahren niemand mehr. Wen es hier hin zieht, der sucht eine andere Welt und findet sie mit ihren eigenen Normen und Regeln. Machen die Scherben, die verbrannten Autos, die Graffiti und die unnachgiebigen Birken auch den Eindruck in ein Land der Anarchie hinabzusteigen.

Hier ist niemand zufällig. Jeder weiß worauf er sich eingelassen hat und hat sein Ziel. Sei es die große Rückwand, die freien Säle mit der coolen Akustik oder die Tupperdose zwischen dem Altmetall. In den Katakomben kannst du den Isomorph fantasieren, im Turm über der Stadt das einstige Bier besingen und auf dem Boden markieren an welchem gottverlassen Ort du deine Freundin rangenommen hast. Und zwischendurch findest du einen Golfball.

Keine Nachbarn zur Ruhestörung, ein Ort zum Saurauslassen. Zum rücksichtslos sein auf eigenem Risiko. Und doch alleine ist man nicht. Mit Freunden begebe ich mich auf Erkundungstour, getarnt und geleitet durch das Versprechen eines kleinen Schatzes. Wir sind nicht die Einzigen, beinahe wie in der einstigen Abfertigung kommen und gehen die Teams, wir dazwischen. Man hilft sich wenn es passt.

Ich stehe im zweiten Stock einer großen Fabrikhalle einer Brauerei. Wir müssen nach oben, an der großen Wand schaffen 2 Graffiti-Künstler und bereiten in aller Ruhe ihr Werk vor. Sie gucken uns kurz so skeptisch an, wie wir sie. Sie lassen sich nicht stören, wir uns auch nicht. Kurz darauf sind wir ein Stockwerk höher über ihren Köpfen und hangeln uns über die Metalllaufstege der Deckenkonstruktion. Man hört uns reden, die Sprayer philosophieren, wieso Geocacher sich diesen Ort und diesen Aufwand suchen. Eine durchaus berechtigte Frage. Die Sprayer und wir haben hier einen Ort gefunden außerhalb der Sichtweite. Ein Ort der Eigenverantwortung und der Rücksichtnahme. Man mag nicht verstehen, was der andere hier sucht, aber hat er es gefunden und belästigt nicht, so ist jeder zufrieden.

Von harmlosen Photografen, die die inspirierende Szenerie des Verfalls, kreativen Auslass und Zerstörung nutzen, bis pubertierende Mitzwanziger im Testosteronrausch und einer Aversion gegen heile Scheiben zieht dieser Ort alle in einen Bann.
Dieser Ort ist tot, doch sein Schatten ist noch.
Dieser Ort ist nicht erlaubt, er existiert nicht.

Fahrstuhlachterbahn

Neulich bin ich das erste Mal Paternoster gefahren.

Das kam eher spontan, nachdem ich erfuhr, dass in einem der Nebengebäude meiner Hochschule ein solcher ist. Rüber, gesucht und sofort ohne zu zögern rein gegangen. Drin stand ich dann so, kicherte in mich rein, als wenn ich in der Achterbahn säße und auf dem Weg nach oben wäre. Es ging nach oben. Viele haben ja schon spekuliert, was am oberen/unteren Ende eines Paternosters passiert, ich aber kann euch nun die Wahrheitâ„¢ erzählen, wenn ihr denn instantane Desintegration und Rematerialisierung ertragen würdet. Daher lasst mich von einem anderen Fnord erzählen. Auf dem Weg nach oben hing zwischen der vorletzten und letzten Etage ein Warnschild. Klassisch rot auf weiß in bedrohlich aussehenden Lettern.

 Achtung, letzte Möglichkeit auszusteigen! Weiterfahrt ungefährlich!

Ein gefährlich aussehendes Schild, dass dir gleichzeitig rät jetzt sofort auszusteigen und gleichzeitig beschwichtigt, dir keine Sorgen zu machen und weiter zu fahren. Du weißt nicht welcher Aussage du vertrauen solltest und du hast eine Sekunde Zeit ehe das Fenster zum Ausstieg weg ist und du mit deiner Entscheidung einem dubiosen zweideutigen Schild zu vertrauen leben musst.
Ich wagte es, naja und den Rest der Geschichte erwähnte ich ja schon… Desintegration, Remateralisierung etc

Kurz um, ein schöner diskordischer Ansatz. Und wenn ich das nächste Mal Achterbahn fahre suche ich an der höchsten Stelle nach dem Schild:

Kann Spuren von Schwerkraft enthalten.

Versagen eines Wortes

Ging mir beim Frühstück so durch den Kopf, warum sich nie ein deutsches Wort für nicht-mehr-durstig-sein entwickelt und ‘sitt’ nicht durchgesetzt hat. Die Arbeitshypothese die ich entwickelt habe bezieht sich auf einen bedeutungstechnischen Hintergrund, dessen, was man mit einem solchen Wort eigentlich sagen will. Ich bin benutz mal spasseshalber weiter sitt dafür.

Ich habe mir überlegt, dass, der große Unterschied zwischen sitt und satt darin besteht, dass sitt einen binären zustand beschreibt, wogegen satt eine vielzahl von Unterscheidungen zulässt.

Man vergleiche.

Ich bin etwas satt. Ich bin fast satt. Ich bin satt. Ich bin richtig satt.

Wogegen, sitt in gleichen Satzbeispielen wenig sinn ergibt.

 Ich bin etwas sitt. Ich bin fast sitt. Ich bin sitt. Ich bin richtig sitt.

Durst oder dessen gegenteil lässt sich nicht so leicht bemessen wie unser Hungergefühl. Durstig ist man, oder nicht, ergo sitt ist man oder nicht. Fast sitt sein, oder richtig sitt sein erscheinen dadurch bedeutungslos, weil es keine fühlbare Unterscheidung gibt. Sicher mann kann sich übertrinken oder mit Quellbauch durch die Gegend rollen, aber das ist unbabhängig vom eigenen Sittiungsgefühl.

Meine Hypothese ist daher, dass für die Beschreibung des binären Zustands durstig-nicht-durstig kein ausgefeilteres Wort gebraucht wurde, da diese Wort erst bei vertiefender Beschreibung des Zustands nicht-durstig relevant geworden wäre. Bei nicht-mehr-hungrig gibt es dagegen die Möglichkeit und das Bedürfnis diese Zustandsunterscheidungen ausdrücken zu wollen, wodurch sich das Wort ‘satt’ ganz natürlich ausgeprägt hat.

Prost!

Grenzen

Ich bin ein Fan von Karten und auf Karten eingezeichnet sind Grenzen. Grenzen sind eine Idee und will man sie sich mal konkret angucken, dann ist das gar nicht mehr so leicht. Grenzen kennen keine Wahrheit.

Ich bin sehr glücklich in Europa zu einer Zeit in Europa wo Grenzen fallen und zu unseren direkten Nachbarn bereits gefallen sind. Ich erachte die Vorzüge durch das Schengenabkommen als eine der geilsten Sachen die uns Europa auf die eine oder andere Art gegeben hat.

Ich kann mit Nationalstaaten nicht viel anfangen. Sie sind gut um Gegenden einen Namen zu geben, aber ein wir und die da find ich absurd. Dennoch zähle ich Länderpunkte.

Ich habe in Luxemburg gelebt wo es zu jeder Grenze eine halbe Stunde mit dem Auto ist und man unbemerkt das Land verlässt. Man merkt es nur durch die anderen Straßenschilder und die Farbe der Fahrbahnmarkierung. Schengen ist 30min mit dem Auto von Ville de Luxemburg entfernt. Meinen Tagestrip blieb ich leider schuldig – auf der Mosel gibt es auf dem Schwimmenden Dreiländereck einen Geocache.

Diesen Sommer war ich wieder bei Bekannten in Sachsen. Die kleine Stadt liegt direkt am Tscheschischen Nordkap, das ist der nördlichste Punkt Tschechiens und auch dort war etwas versteckt. Bei der Suche dabei waren die Kinder meiner Schwester, die 12 Jahre jünger sind als ich. Beim Weg durch den Wald ging es lustig auf der Grenze lang und es war meist kaum ersichtlich auf welcher Seite du gerade warst. Das brachte mich ins Grübeln.

Meine Kindheit waren die Neunziger. Als Kind des Ostens hatten meine Eltern mit der Wende schon eine große Umstellung hinter sich und mit dem rasanten Änderungen in Europa gab es viel Neues zu lernen. Einige Dingen brannten sich auch bei mir als Kind ein. So die Angst vor dem Grenzübergang. “Gerade sitzen, kämm dich nochmal, nicht reden.” wurde ich glatt gezupft bevor es für einen Urlaub Richtung Grenzposten ging und alle im Auto steif saßen in der Hoffnung das alles glatt ging. Das war längst zu einer Zeit da PKW-Kontrollen Ausnahmen waren und meine Eltern im Leben nicht auf die Idee kämen irgendwas im Kofferraum zu halten. 15 Jahre später kann ich über die gleichen Straßen fahren und muss mir keine Gedanken machen. Freiheit. Auch wenn ich nun als Erwachsener die offenen Grenzen genießen kann, so kann ich mich an die Situation damals noch Grenzen zu haben damals.

So stapfte ich durch den Wald und der Gedanke festigte sich, dass die Kinder meiner Schwester in dem Alter sind, in dem ich damals war und nicht mehr lernen was Grenzen sind. Grenzen sind für sie wirklich nur noch die abstrakten willkürlichen Linien auf einer Landkarte, die nichts mit dem zu tun haben was man Vorort findet. Grenzen sind nicht da. Das Verschwinden von Grenzen ist für die Generation ab 2000 kein Prozess, sondern fertige Realität, es ist normal. Diese Generation wächst ohne Grenzen auf und durch das Lernen von Sprachen, Reisen und Internet ist das Potential für neue Gedanken da, für neue Ideen. Ich werde genau hinhorchen und fasziniert zuhören, welche Ideen das mal sein werden.

das Lese-Oktett #29

Politik

It’s the Economy, Dummkopf! Eine Außenbetrachtung der deutschen Finanzpolitik und des deutschen Scheißefetischismus

Der Wahl-O-Mat

Shared Spaces – Alle haben Vorfahrt 

Gesellschaft

Wie die Weltrevolution im Zeltlager scheitert – Ein Camp voll idiologischer Kleingeister

Wohnungslos – Depression und Absturz

IPv6 und der Datenschutz

The Anosognosic’s Dilemma: Something’s Wrong but You’ll Never Know What It Is (Part 1) Interview mit dem Dunning des Dunning-Kruger-Effekts.

My Little Pony – Kulturrevolution

Die Altkleiderlüge

Unterhaltung

Did I miss anything?

Bilanz Katzenjammer Konzert am 10.11.11

Die CD “Le Pop” vergöttere ich. So war der Wunsch schon länger da, die Damen live zu sehen. Das erste Konzert diesen Jahres in Berlin wäre allerdings einen Tag nach Rückkehr aus Marokko gewesen, den ich doch lieber mit Freunden verbrachte. Nächste Chance war heute. Die Bilanz:

  • Columbiahalle, nicht ganz ausverkauft aber voll genug um Platz zum Tanzen zu haben
  • Sehr gute Frauenquote, nicht nur auf der Bühne. Und apropos Gleichberechtigung, die einzigen Männer auf der Bühne waren die Roadies und ein Bassist als Unterstützung bei der Vorband-Singer-Songwriterin.
  • Epischster Moment, der dritte Song, der erste von Le Pop, den alle Kanten, sprangen und dazu grandiose Beleuchtung.Ebenso das letzte Lied vor den Zugaben, was natürlich “A Bar in Amsterdam” sein musste.
  • Katzenjammer sind 4 Mädels + eine Gastmusikerin als Support. Nach jedem Stück tauschen sie Instrumente, das hab ich so noch nicht gesehen und war faszinierend. Zu den Instrumenten gehörten Gitarre, Akkordeon, Banjo, Keyboard, Schlagzeug, Kontrabass, Trompete, Mundharmonika und an einer Stelle noch eine Flöte.
  • Ich hab zum Glück eine Ecke erwischt wo etwas getanzt wurde. Allgemein ging’s sehr langsam los bis die Leute sich mal vom Boden in die Luft begaben. Nach dem Konzert haben das so viele bemängelt, dass ich mich frage warum keiner davon angefangen hat.
  • Gegen Ende hat sich hinter mich ein Depp gestellt, der in den unpassendsten Moment gepiffen hat. Ein Pfeifen der lauten Art, die im Kopf mitschrillt und mehrmals sogar einen Flanger im Kopf verursachte. Äußerst unangenehm und rücksichtslos, DU ARSCH!
  • Und beim Warten auf den Konzertbeginn fing Eine hinter mir an zu Versuche ihre Freundin zu überzeugen, dass Shakespear sein kram nicht selbst geschrieben hätte. Schwachsinnge euer Bus fährt!
  • Kein biergetränkter Boden!
  • Erkenntnis: Muschibeutel ist auch bei Rockkonzerten extrem praktisch!

Alben der letzten Jahre 2010/2011

Ich hatte ja 2009 schon einmal einen musikalischen Jahresrückblick (im Juni) gemacht. Da ich letztes Jahr geschlafen habe und dieses Jahr noch nicht zuende ist, gibt es nun die nächsten Rückblicke. Und irgendwann werd ich mich mal um ein Wort für hörbare Rückblicke bemühen.

2010

  • Bela B – Code B: Fällt in die Kategorie “gutes Album durch Live-Erinnerung zu sehr gutem Album aufgewertet”. Verglichen zum ersten Album etwas schwächer und gleichförmiger, aber trotzdem ewig hörbar mit ebensovielen Perlen.
  • Johnossi – Mavericks: Fällt in die Kategorie “gutes Album durch Live-Erinnerung zu sehr gutem Album aufgewertet”. Soll ich nochmal das gleiche wie bei Code-B schreiben? Dieses Album hat nen anderes Ambiente als ihr erstes Album, geht aber wieder in einem Rutsch durch zu hören und diesmal ohne depressiv zu werden.
  • entertainment for the braindead – Roadkill (zum freien Download, Creative Commons): Banjo, viel Banjo, ein bisschen Piraten und Julias Stimme. Nufz.
  • Free Music Contest 2009 (zum freien Download, Creative Commons): Eine hammergeile Compilation freier Musik. Breites Spektrum und wunderschöner Mix. Wenn ich jemandem damit überzeugen will, das freie und kostenlose Musik gut ist, dann würd ich ihn auf diese CD verweisen.
  • Katzenjammer – Le Pop: könnte auch 2011 noch eins meiner Lieblingsalben sein. Es rockt und rollt, episch, melodiös und doch verspielt. Ich nenn es Jahrmarktsmucke was die Damen fabrizieren und es ist abwechslungsreich und voll auf meiner Wellenlänge.

2011

  • Avril Lavigne – Goodbye Lullaby: Ich fand die ersten beiden Singles (Skater boy und Complicated) gut und danach für Jahre nichts mehr. Wir spuhlen vor. Ich war Beifahrer bei Codan, der Goodbye Lullaby ins Kassettendeck schob und laut drehte. Ich war überzeugt. Seitdem hab ich das Album gefühlt 83.000mal gehört. Und das trotz diverser inhaltlicher Kritik wie veralteter Rollenbilder in den Texten.
  • Professor Kliq – The Scientific Method, Volume II Experiments in Sound Perspective (zum freien Download, Creative Commons): Ja, ich höre inzwischen auch elektronische Musik und the Scientific Method ist einfach super Abends mit einer Mate zum Programmieren und booty-shaken auf dem Bürostuhl .
  • Botany Bay – Grounded (zum freien Download, Creative Commons): Lag lange im “Mal reinhören”-Ordner und nachdem ich reingehört habe lief es in Dauerschleife. Unaufgeregte Musik, dezenter Gesang, nicht hochproduziert, aber gerade richtig um nicht langweilig zu werden.

Ja, ich habe Künstler, würden sie jedes Jahr ein vollwertiges Album rausbringen, würde das jedes Jahr in der Liste landen. Würden sie das aber tun, wäre ich schnell gelangweilt. Daher tun sie es nicht… meinetwegen!

UPDATE: Oh mein Gott, ich habe Le Pop vergessen!

Effizienz vs Effektivität

Vor vielen Jahren schon hat mir eine Wirtschaftsrechtsstudentin die Eselsbrücke ihres Professors erzählt, wie man Effektivität und Effizienz unterscheidet:

Effektiv ist jemandem eine Schaufel so oft auf den Kopf zu hauen bis er erledigt ist. Effizient ist, ihn beim ersten Schlag zu erledigen.

Das Bild kann man auch für andere Waffengattungen benutzen:

Effektiv ist es jemanden zu erschießen, egal wieviele Kugeln du benutzt (Remember, double-dip bei Zombies!). Je weniger du benötigst desto effizienter und wenn du genau nur Eine brauchst, dann hast du das effektive Optimum.

Gedanken aus Marokko Teil 3

Noch ein paar lose Gedanken geknüpft an einige Bilder meiner Marokko-Reise im März.

Serpentinen durch das Atlas-Gebirge.

Der Atlas beginnt knapp 30-40 km südlich von Marrakesch und von der Stadt aus sieht man entfernt die Silhouetten der Berge am Horizont. Die Berge werden sehr schnell sehr hoch, so dass gleich die erste Reihe Berge von über 1km sind. Ist man auf einem Berg dieser ersten Reihe hat man freien Blick in die Weite des Flachlands nördlich des Atlas:

Dieses Bild hat mich eine Zeit lang verfolgt, weil ich wissen wollte, wie weit es hier eigentlich bis zum Horizont ist. Es gibt einen Knorkator Song, wo sie im Lied die Rechnung aufstellen, wie weit das für einen 1.7m Menschen auf einer vereinfachten Kugel wäre. Da mir dies zu vereinfacht war, hab ich mir dann eine Bestimmung anhand der Entfernungen von bekannten Orten auf dem Bild ausgearbeitet. Ich kam damit für dieses Bild auf etwa 50km bis zum Horizont.

Über einem kleinen Bergdorf südlich von Marrakesch:

Der Djamma El-Fna bei Nacht. Der Dampf steigt auf von den Essensbuden. Nirgendwo sind die Verkäufer so penetrant und versuchen dich an die Seite zu ziehen wie dort. Grenzwertig.

Der gleiche Blick etwa 9 Stunden später. Es ist morgens um 8 und der leere Platz wird gereinigt, in wenigen Stunden fängt das Spektakel wieder an. Blick im Hintergrund auf das Cafe Argana, in dem 3 Wochen nach unserer Reise eine Bombe detonierte.

Letzter Abend der Reise. Wir saßen in Casablanca zu Fuße der Hassan II. Moschee, die Sonne war weg, es wurde immer nebliger und die Beleuchtung bildete eine eigene Dunstglocke, man hörte das Meer an die Brandung schlagen, der Muezzin räsonierte im Klangkörper des Gebäudes und wir (nagut, nur ich) beschmadderte mich beim Versuch frische Orangen zu essen.

(Alle Bilder CC-by-nc-sa)

Gern gemachte Fehler

Ich weiß nicht ob es eine Allergie ist, aber auf Orangensaft reagiere ich allergisch. Mein Gaumen zieht sich zusammen und ich beginne um die Augen zu schwitzen. Es schmeckt pelzig. Ich bereue es jedes Mal sofort und jedes mal aufs Neue. Es ist ein Fehler den ich regelmäßig begehe. Laß es die kindliche Konditionierung durch zu viel Valensina-Werbespots sein, aber ich krieg manchmal einfach einen Jieper darauf und wenn ich irgendwo Orangen oder Orangensaft sehe ist der Wunsch größer als die Vernunft, die defakto in dem Moment wie weg geblasen ist.

Saft! Jetzt!

Ich setze zum Trinken an, nehme den ersten Schluck. Dann die Ernüchterung.

Es gab eine Ausnahme: Auf einer Reise durch Marokko gab es die schöne Tradition jeden Tag mit frisch gepresstem Orangensaft zu begießen. Was in Deutschland 2,50€ kostet gibt es dort für 40ct Einheitspreis frisch gekühlt und frisch gepresst aus der Frucht. Es ist eine kleine Wonne an einem warmen Abend; ich habe es nie bereut und sehe mich regelmäßig diesen Saft zurück.
Zurück in Deutschland bekam ich dann wieder Orangensaftsimulat vorgesetzt, während sich die Leute um mich herum die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie ich in Marokko hätte sowas trinken können. Indest schnürt es mir die Kehle zu.

Konsolidierung

Da ich hier zwar noch regelmäßig, aber doch nicht mehr so regelmäßig wie früher schreibe und sich meine Gedankenposts mehr auf Twitter abspielen, hab ich mal experimentenhalber eine Soup eingerichtet, die meinen Twitter-Stream, sowie dieses Blog zusammenführt. Auf der Seite könnt ihr schnell und einfach beides Lesen und/oder per RSS abonnieren. Der Import der Daten ist automatisch, ich werde also nicht sortieren oder irgendwie redaktionell nachbearbeiten. Von daher dürfte da auch ne ganze Menge rauschen sein, was ich aus dem Blog hier fernhalte. Das müsst ihr selbst entscheiden, ob es interessant genug ist.

Oh und ich hab in meinem Urlaub auf Malta auch wieder etwas geschrieben und hoffe das in der nächsten Zeit online zu stellen.

Roadpizza

Ich wurde gerade Zeuge wie in der Warschauer Straße ein Eichhörnchen überfahren wurde. Ich sah das Kastanienrote Geschöpf über die Straße zwischen den Autos hüpfen und rief noch zu meinem Kollegen “Uh, guck ein Eichhörnch…” Dann sprang es unter einen Reifen und war danach flach. Es zuckte danach noch 2 Mal und blieb am Boden kleben…

Eine Viertelstunde später war es weg. Ich hab mir das Nummernschild des Autos nicht gemerkt. Warum würde jemand ein totes Eichhörnchen mitnehmen?

Gedanken aus Marokko Teil 2

Messunschärfe
In den Medinas der Stadt bist du ein Fremdkörper. Mit deiner Kleidung, deinen Blicken, deiner Art. Du willst gucken, aber deine Blicke reflektieren. Du wirst vom Betrachter zum Betrachteten. Du schneidest ein.


Kein Chamälion, deine Herkunft verrät dich.
Fremdschämen, die Deutsche Touristin am Nachbartisch mit blanken Knien, schulterfrei und Sonnenbrand


Um es nett zu sagen ist es ungewohnt. In den Souks Marrakeschs erhälst du ein unbekanntes Maß an Aufmerksamkeit. Händler rasseln als Werbung für ihren Stand, Quatschen dich quer an, geben dir ungewollt Richtungshilfe, die du weder willst, noch brauchst und im Zweifelsfall eher verwirrt. Manche Wenige bleiben an deinen Hacken kleben oder versuchen dich zu fest zu halten. Hier wird es wirklich unangenehm.
Es ist Meatspace-Spam.
Jeder Reisende mit dem ich Sprach ist davon genervt. Die Werbung zielt auch nur auf Touristen und ich bin geneigt zu fragen, ob so mehr Leute verschreckt werden als effektive zu Kunden zum Geschäft überredet werden. Anscheinend muss es sich ja lohnen lauter zu schreien.


Zooombies!


Von seinem Stand in den Souks aus versucht sich jemand Aufmerksamkeit zu machen. “Excuse-moi! Excuse-moi!” – Entschuldigen sie mich, entschuldigen sie mich!
Hier entschuldigt sich jemand für das Stören bedingt durch seine Entschuldigung. Ich denk ok und ignoriere es.


Mäuschen. in einem Cafe zwar die einzigen Touristen – meine Begleitung die einzige Frau – sind aber von den Einheimischen fast gänzlich unbeachtet. Man geht seines Lebens nach, isst trinkt, diskutiert. Der Lautstärkepegel steigt. Neben dem Tee steht Wasser und arabisch beschriftete Coca-Cola.


Du gehst einen Weg im Dorf entlang und begegnest Einheimischen.

“Assama alaikum”
“Wa alaikomo salam”
“Bon jour, Çava?”
“Çava bien, merci”

Eine freundliche Begegnung, ein kurzes Gespräch hinweg über 3 Sprachen: eine Einladung. Er erzählt von der Gegend, während er dich zu sich nach Hause lädt. Sein Zuhause eine einfache Lehmhütte, wohl gekühlt in der Wüste, halb in den Stein geschlagen. Rechts der Eselstall, daneben die Ziegen, eine mitgenommene Tür führt über eine unbeleuchtete krumme Treppe in die Küche. Im Innenhof spielen die Kinder und werden kurz vorgestellt, nur von weitem begrüsst die Frau kurz. Du wirst geleitet in einen langen Seitenraum, mit Teppich und Kissen ausgelegt, dazwischen ein Teetischchen. Die kargen verputzten Wände verziehrt durch einen schiefen verlaufenen Streifen Farbe – an der Decke Stuck aus einem Berliner Altbau in Zweitverwendung. Tee vom Kocher, dazu ein Brotfladen, Olivenöl zum Dippen. Du sitzt in kleiner Runde redest, schweigst, die Gedanken rasen. Ehrfurcht, Respekt, Fazination. Die Situation erscheint absurd, das jedes Gefühl weicht Dankbarkeit der zukommenden Gastfreundschaft. Eine andere Welt reicht dir die Hand.

“Besalam”
“Shokran”

Außerhalb jeglicher Zeitwahrnehmung verlässt du die Szene überwältigt und zutiefst beeindruckt über deinen ersten echten Berber-Whisky.


Du betrachtest nicht, du hast Anteil.

Gedanken aus Marokko Teil 1

Vor einem Monat war ich auf Rucksackreise für 2 Wochen in Marokko. Es war schön, überwältigend und beeindruckend. Ich habe bewusst kein Reisetagebuch geführt, jedoch einige Gedanken mitgeschrieben, die mir während der Reise gekommen sind. Hier ist Teil 1, dieser Gedankenbröckchen.


Unerzählte Geschichten.

Vom Hotelzimmer aus habe ich Blick auf einen kleinen Park am Rande der Medina. Umringt von Bänken verbirkt sich unter eben einer solchen eine unerzählte Geschichte eines Hundes, eines kleinen Mädchens mit weißen Strümpfen und einem einsamen Paar Schuhe. Die Welt des Hundes ist diese Bank. Nie ist er weiter weg als 3mal seine eigene Länge. Er schläft, er wacht und quieckt erbärmlich, wenn jemand vorbei tritt. Das kleine Mädchen ist eine Ausnahme. Sie darf auf die Bank, hält aber Respekt vor dem Hund. Das Paar Schuhe ist nicht ihres. Morgen sind sie wieder da.

2 Wochen später ebenso.


Teeeeeee


Es klingt wie ein Sangeswettstreit der Feuerwehrsirenen, aber das so zu nennen wäre natürlich unsensibler interkultureller Mumpiz und eine Verhöhnung des stadtüberziehenden Gesangs der Muezzin. Und mal ehrlich, wer sich davon stören lässt ist auch beim Mittagsschläfchen nicht entschuldigt.


Die HassanII Moschee mag durch ihre Grösse und ihre Gestalt ihre Bedeutung haben ist Zentrum des kulturellen Lebens. Sie ist kein Magnet für Touristen und aber für Augen, erschlägt mit ihrer Grösse und erzeugt Respekt vor Gewalt und der Ausstrahlung.
Blickt man neben das Bauwerk gewart sich der Blick auf den Atlantik. Umringt von einer Promenade auf der die Jugend die zufällige Begegnung der Geschlechter betreibt. Abseits der Promenade liegt die Steinküste zum Atlantik. Es ist Ebbe, Kinder spielen auf den Steinen, Wattwanderer und Jungen durchsuchen die Steinritzen nach Kostbarkeiten und Krebsen. Ein Taucher steigt aus den Wellen. Damen in langen bunten Djellabas heben sich von weitem auf dem felsigen Untergrund ab.

Östlich der großen Moscheehalle ist in den Stein gehauen ein Schwimmbecken. Gespeist von einer Meerzunge im Gestein wird es aufgefrischt direkt vom Ozean. Das Gestein ist schwarz, die Ränder uneben. Davor, drumherum, darin baden und genießen die Jungen Männer Casablancas das frische Nass. Es ist kein Ort für Frauen. Gehe bitte weiter.
150m weiter entlang der Promenade erreicht man eine Müllheide.


Das Bild vom einsamen Esel in der Wüste


Einen Schritt im Wasser der Fint Oase zu machen heißt auf ein halbes Duzend Frösche auf zu schrecken. Ich habe noch nirgends soviele Frösche erlebt wie in der Wüste. Dauerhaft umgeben von Froschgesang fragte ich S. ob “die auch irgendwann mal die Schnauze halten!” – “Wohl kaum.” entgegnete sie.
Am folgenden Tag regnete es. Wir schauten auf die Oase hinaus ein Frosch beginnt zu quacken. Wir gucken uns entsetzt an: “Sie sind still!”


Felder, Ödnis, Weide, dazwischen ein Gemälde. Claude Monets “Mohnfeld bei Argenteuil” zeichnet sich auf der Landschaft ab. Das Landhaus und die Damen sind gegangen, doch zurück blieb die weite grüne Wiese mit ihren roten Punkt im selben
Licht der Sonne.


Der Moment ist da, S. fantasiert darüber sich grünen Marokkanischen Tee über das Haar zu geben und erklärt das warum sehr glaubwürdig.


Es tropft, es ist windig, es ist kalt, die Bürgersteige sind rutschig. Ich bin in Ourzazate am Rande zur Wüste und das Wetter beißt unter der Jacke. Im Kaffee lese ich zu überzuckertem Tee über Quantengravitation als Zusammenfûhrung von Quantenmechanik und Allgemeiner Relativitätstheorie.


Über Bergkämme, auf Serpentinen entlang von Bergschluchten und über Bergkämme schlängelt sich der Reisebus in bis zu 2300 m Höhe durch den Atlas. Gleich einer Achterbahn in Zeitlupe. Vorne wie hinten wird Mitfahrern schlecht.


Korrellation vs Kausation: S. betritt als erstes im das Zimmer, zückt ihr Handy, geht ins Netz und summt “the internet is for …, why you’d think the net was born? …, …, …!” Sie spricht es nicht aus, wird aber schon wissen wie es weitergeht.


Bustouren sind gut um eine Erkältung und einen groben Überblick über die Stadt zu bekommen, insbesondere der Stadtteile, die man nicht sehen will.


Die Andere. Ich kam an dem Abend dazu 4 Sätze zu lesen, ehe mir die Reisegruppe am Nachbartisch ein Glas Wein rüberschob und mich in ihre Runde einladete. Es wurde ein langer und schöner Abend, der uns für die letzten Tage eine neue Reisebegleiterin einbrachte, nachdem wir tagsdavor bereits ein Berliner Päarchen an die Rückreide verloren.
Darauf hatte ich hehofft, darauf hatte ich mich gefreut: Reisende kennen zu lernen, ihre Geschichten zu hören. Es brauchte eine Woche und die richtigen Leute, doch geben erst sie den perfekten Abschluss für eine gelungene Reise. Danke Hete, Jan und Ursula!

Arab Spring

Manchmal brauch es die richtige Motivation um sich mit Themen zu beschäftigen. So interessant der Islam, der Nahe-Osten und Nordafrika(Maghreb) auch sein mögen, wenn man keinen Bezugspunkt hat, dann kann ich Dinge sehr lange ausblenden. Zur selben Zeit, als in Tunesien gerade der erste in einer Reihe von Despoten geflüchtet ist, entschied es sich, dass ich Ende März eine Reise nach Marokko machen würde. Seit dem 26. Januar verfolge ich nun recht ausgiebig die Entwicklungen im Meghreb und speziell in Marokko. Ich bin kein Experte, ich habe weder sonderliche Erfahrung noch ergiebige Vorbildung, versuche aber doch meine Eindrücke, die ich in den letzten 4 Wochen gesammelt habe, zusammen zu bringen.
Ich hab viel gelesen und werde versuchen einige meiner Quellen auch wieder in den Text zu bringen, praktisch ergibt sich aber die Schwierigkeit, dass ich nicht alle behalten habe und die Aussagen einiger Quellen erst Wochen später in einem anderen Kontext Sinn ergaben. Ich hoffe die Aha-Effekte rüberbringen zu können. Kommentare, Kritik und Korrekturen sind in den Kommentaren sehr willkommen. Continue reading “Arab Spring”